KEA unterwegs – Ev. Kita Regenbogenland Kastellaun

Sehr viel mehr als eine Konsultationskita zum Thema Ernährung


Die Vorsitzende des Kreiselternausschuss Rhein-Hunsrück, Eva Konrath, berichtet über ihren Besuch am 12.09.2025

An einem Samstag in einer Kreativwerkstatt, beim Tasse bemalen, kam ich mit einer Erzieherin der Ev. Kita Regenbogenland ins Gespräch. Sie erzählte mir vom Kita-Alltag im Regenbogenland Kastellaun und lud mich ein, dort einmal zu hospitieren. Durch Freunde war mir diese Kita in Kastellaun bereits bekannt und positiv aufgefallen. Trotzdem konnte ich mir kaum vorstellen, wie Fachkräfte 125 Kinder in einem offenen Konzept betreuen können – und das, ohne ständig gestresst zu sein. In meinem Kopf lief schon die Vorstellung eines aus dem Ruder gelaufenen Kindergeburtstags: eine verzweifelte Mama, 15 schreiende Kinder – kurz gesagt: Stress pur!

Aber wie heißt es so schön: No risk, no fun!
Ich nahm die Einladung an – und war mehr als positiv überrascht.

Eckdaten der Kita:

  • 125 Kinder
  • 22 pädagogischen Fachkräften
  • 5 Auszubildende
  • 5 Hauswirtschaftskräfte
  • Träger:  Vereinigte Evangelische Kindertagesstätten im Kirchenkreis Simmern-Trarbach (VEKIST)
  • 7- und 9-Stunden-Plätze
  • Kindzentrierte Pädagogik in einem offenen Haus
  • (All-inclusive-)Verpflegung in Buffetform
  • vor Ort frisch gekochtes, warmes Mittagessen

Auf der Website der Kita findet sich ein Zitat von Astrid Lindgren:

„Kinder sollten mehr spielen, als viele Kinder es heutzutage tun. Denn wenn man genügend spielt, solange man klein ist, dann trägt man Schätze mit sich herum, aus denen man später sein ganzes Leben lang schöpfen kann.“
(Quelle: www.vekist-kita-kastellaun.de)

Und genau das bietet die Kita den Kindern: unterschiedlich gestaltete Räume mit vielseitigen Spiel- und Lernmöglichkeiten. Im Eingangsbereich und im großen Spielflur laden Sofas und andere Sitzgelegenheiten zum Entspannen ein. Einige Kinder sitzen dort gemütlich, beobachten neugierig das Geschehen – und auch meinen Besuch.

Kita-Leiterin Sabrina Kutscher führt mich durch die Räume, erklärt den Tagesablauf und die Konzeption. Besonders beeindruckend ist die Ruhe und Gelassenheit, die im gesamten Gebäude spürbar sind. Überall spielen Kinder – allein, gemeinsam oder mit der Fachkraft – und doch wirkt es nie laut oder unruhig. Trotz 125 Kindern fühlt sich die Atmosphäre in der Kita erstaunlich entspannt an.

Meine größte Sorge beim offenen Konzept – dass Kinder „untergehen“ könnten – erweist sich hier als unbegründet. Die Struktur und Kommunikation sind klar, die Räume gut einsehbar, und kein Kind bleibt ungesehen.

Im Rollenspielraum unterhalte ich mich mit einer Erzieherin über das Konzept. Sie erklärt mir, wie wichtig das strukturierte System und die enge Kommunikation im Team sind – das sorge für Überblick, entlaste das Personal und verhindere Stress.

Auffällig ist die angenehme Ruhe, die auch andere Besucher*innen immer wieder betonen. Ein Beispiel: Die Tür zum Turnraum bleibt geschlossen, sodass Toben und Lärm drinnen bleiben. Im ganzen Haus zeigen Schilder, ob ein Raum noch frei oder bereits voll ist.

Auch im großen Essensraum gibt es klare Strukturen. Für jedes Kind gibt es dort ein eigenes Foto an einer Magnetwand. Sie legen es beim Betreten des Raumes eigenständig in einen Korb – so wissen die Fachkräfte, wer schon gegessen hat. Die Kinder entscheiden, innerhalb vorgegebener Zeitfenster, selbst, wann sie essen – ganz nach ihrem eigenen Rhythmus:

  • Frühstück: 7:30–11:00 Uhr
  • Mittagessen: 11:15–13:30 Uhr
  • Nachmittagssnack: 14:00–16:00 Uhr

Wer die Mittagessenszeit verschläft, bekommt selbstverständlich später noch etwas Warmes. Der Speiseraum wirkt mit seinen verschiedenen Sitzgruppen und gemütlicher Atmosphäre sehr einladend. Hier ist es möglich die Mahlzeiten, auch für die stolze Zahl von 125 Kindern, zu einem positiven Gemeinschaftserlebnis zu machen. Besonders der große Bodentisch ist ein Highlight, hier sitzen die Kinder wie in Japan auf einem Kissen an einem niedrigen Tisch. Erwachsene begleiten die Mahlzeiten und unterstützen die Kleinsten.

Am Buffet darf jedes Kind selbst entscheiden, was und wie viel es essen möchte. Dabei wird die Auswahl bewusst überschaubar gehalten. Kulturelle Hintergründe und Erziehungsstile der Kinder und ihrer Familien werden berücksichtigt – so darf der Nachtisch auch mal vor dem Hauptgericht gegessen werden. Solche „Abweichungen“ führen interessanterweise nicht dazu, dass plötzlich alle Kinder ihre eigenen Essgewohnheiten umstellen. Unterschiede werden einfach als normal angesehen, auch beim Essen.

Die Kinder gestalten den Speiseplan aktiv mit und dürfen Neues ausprobieren, müssen das aber nicht. Anders als so mancher Erwachsene angesichts so vieler „Freiheiten“ vermuten könnte, ernähren sich die Kinder im Regenbogenland Kastellaun ausgewogen – freiwillig und ohne Probierzwang.

Hier wird klar: Diese Konsultations-Kita hat ihr Motto „Mit Lust und Laune essen“ absolut zu Recht ausgewählt. Das Konzept ist durchdacht, kindgerecht und lebt Partizipation auf hohem Niveau.

Fazit:

Der Besuch lohnt sich!
Ein hervorragend umgesetztes offenes Konzept, eine entspannte Atmosphäre und eine beeindruckende Essenskultur – hier kann man viel lernen.