KEA NEWS AUGUST 2021

Die KEA-News ist ein Newsletter des KEA RHK.
Hier wird regelmäßig über unsere Arbeit und über Themen rund um Kita berichtet. Termine, Inhalte verschiedener Sitzungen, Kontakt- und Mitwirkungsmöglichkeiten werden aufgezeigt.

Der Newsletter dient der Information und Vernetzung aller KiTa-Akteure. Er ist also an alle Eltern, Träger, Kita-Mitarbeiter und sonstige Interessierte gerich

Inhalte dieser Ausgabe

  • Good Practice:
    • Kita-Alterkülz – Zusammenarbeit trotz größter Herausforderungen
    • Wer ist der Wichtigste am Tisch?
  • Umsetzung des neuen KiTa-Gesetzes
    • Kita-Beirat: Zeitplan
  • Neues aus der KiTa-Landschaft
    • Studie: Verletzendes Verhalten in Kitas
    • Die Bundestagswahl und die Kitas
  • Fachartikel unserer Netzwerkpartner
    • Kultur macht stark
    • Kunstfähre
  • Eltern fragen nach
    • Rätsel um T

Termine/Save the date:

09.09.2021 – Kreisübergreifende Informationsveranstaltung: “7 Stunden in 7 Jahren – KiTa-Zukunftsgesetz und was jetzt?” 20:00 Uhr, Online-Veranstaltung

16.09.2021 – öffentliche KEA-Sitzung 19:30 Uhr, Online-Veranstaltung

29.09.2021 – 9. Sitzung des Jugendhilfeausschusses ab 14:30 Uhr

Seien auch Sie dabei: Mitreden. Mitwirken. Mitgestalten.

Good Practice

Hier werden gelungene Beispiele aus der Kita-Praxis vorgestellt.

Damit soll zum einen derEinsatz von Kitas, Elternausschüssen oder Trägern gewürdigt werden, zum anderen können diese Beispiele auch als Anregung für andere dienen.
Jede Verantwortungsgemeinschaft findet eigene Lösungen, die zu ihrer Kita passen. Gerne nehmen wir dazu Meldungen aus den Kitas entgegen.

Kita-Alterkülz – Zusammenarbeit trotz größter Herausforderungen

Kita-Betrieb in der Pandemie und die parallele Umsetzung des neuen KiTa-Gesetzes belasten derzeit alle Kitas im Rhein-Hunsrück-Kreis und in ganz Rheinland-Pfalz. In der Kita Alterkülz kamen noch einige Belastungsfaktoren dazu: Das Gebäude entspricht nicht mehr den Vorgaben des Gesetzgebers. Die beteiligten Ortsgemeinden haben sich – jeder aus gutem Grund – entschieden neue Wege zu gehen. Eine neue Leitung wurde gleich zu Beginn mit all diesen Herausforderungen konfrontiert. Der Elternausschuss bemühte sich nach Kräften seinen Aufgaben gerecht zu werden, sah sich jedoch oft einer Gleichung mit
zahlreichen Unbekannten ausgesetzt.
Trotz unterschiedlicher Perspektiven und Herangehensweisen haben die Mitglieder der Verantwortungsgemeinschaft es geschafft, sich gemeinsam auf den Weg zu machen.

Der starke Wunsch etwas für unsere Kinder zu erreichen war und ist bei allen klar zu erkennen.

Hilfe von Netzwerkpartnern – wie der Verbandsgemeinde, dem Kreisjugendamt und dem
Kreiselternausschuss – wurde aktiv gesucht und angenommen. In einer großen Elternversammlung im Juli wurden die Sorgen und Nöte, die Sachlage und die anstehenden Herausforderungen zusammengetragen und transparent gemacht. Aus dieser Versammlung gingen zahlreiche Ideen und Perspektiven hervor. Gemeinsame Jour fixe der Verantwortungsgemeinschaft wurden geplant.
Natürlich haben sich die Herausforderungen nun nicht plötzlich in Luft aufgelöst. Das gemeinsame und transparente Wirken der Kita-Akteure, die Bereitschaft – trotz eventueller Spannungen und Meinungsverschiedenheiten – einen gemeinsamen Weg zu beschreiten: Das ist es, was die Verantwortungsgemeinschaft Kita ausmacht.
Wir freuen uns sehr, dass wir als Kreiselternausschuss in den Prozess eingebunden wurden. Dabei wurden wir – genau wie es unser Anliegen ist – von allen Beteiligten ins Vertrauen gezogen. Als Vertreter der Elternschaft ist es unsere primäre Intention, eine gute Lösung für die gesamte Kita zu finden. Dies entspricht dem Interesse der Elternschaft, die vor allem das beste für ihre Kinder erreichen möchte. Hier liegt immer die Schnittmenge aller Kita-Akteure.
Wir halten das Beispiel von Alterkülz für ein gelungenes Beispiel dafür, dass auch große Herausforderungen – bei entsprechender Offenheit – gemeinsam gemeistert werden können. Entscheidend ist, dass alle den Mut aufbringen sich zu öffnen und neue Wege in Betracht zu ziehen.

Wir möchten uns hier ausdrücklich bei den Akteuren der Kita-Alterkülz bedanken
und freuen uns auf den weiteren, gemeinsamen Weg.

Der KEA RHK berät und unterstützt alle Eltern und Elternausschüsse. Er ist Ansprechpartner für alle Kita-Akteure und bietet kostenlose Schulungen rund um Kita-Themen an.

Wer ist der Wichtigste am Tisch?

Sehr gerne bringen wir in dieser Kategorie Beispiele, die wir in den Kitas (mit-)erleben dürfen. Oft stammen die Ideen von Elternausschüssen oder Kita-Leitungen.
Wir freuen uns hier einen Gastbeitrag einer Netzwerkpartnerin bringen zu dürfen, der mitten aus dem Leben gegriffen ist.

Ein Beitrag von Claudia Theobald

Im Rahmen einer ganzheitlichen Erziehung ist die Vermittlung von Werten und Haltungen ein Aspekt der frühkindlichen Bildung. Ich arbeite in einer katholischen Kindertagesstätte, in der religionspädagogisches Arbeiten ein Teil der Konzeption ist.
Wir sind immer wieder erstaunt, welche existenziellen Fragen und Überlegungen, wie das Miteinander in Familie und KiTa gestaltet werden soll, die Kinder bewegen. Interessant sind auch die Gedankengänge der Kinder und welche Schlüsse und Querverbindungen sie ziehen. Beim Theologisieren und Philosophieren miteinander vermeiden wir vorgefertigte Antworten. Wir greifen Fragen auf, stellen Bezüge zu der Lebenswelt der Kinder her und suchen gemeinsam nach Antworten.

Hier ein Beispiel aus unserem Alltag:
Wir haben gerade mit dem Mittagessen begonnen. Anton(5 Jahre) geht es heute nicht schnell genug. Lautstark fordert er ein, dass er sich von allem zuerst nehmen darf und die anderen gefälligst zu warten haben. Ich interveniere und stelle die Frage: „Kinder, was denkt ihr, wer ist hier der Wichtigste bei uns am Tisch?“
Für Anton ist die Sache zunächst klar. „Ich bin der Wichtigste“ ruft er unüberhörbar. Die anderen Kinder sind nicht seiner Meinung und bringen deutlich zum Ausdruck, dass sie keinen Grund dafür sehen, dass Anton Privilegien zugestanden werden. Ich frage noch einmal: „Wer ist denn dann der Wichtigste an unserem Tisch?“ Marie(5 Jahre), die meist sehr auf Harmonie bedacht ist, sagt: „Die Erzieherinnen sind am wichtigsten. Du (Frau Theobald) bist die Wichtigste.“ Ich muss schmunzeln und erkläre, dass die Erzieherinnen zwar für die Kinder da sind und viele Entscheidungen treffen, aber nicht wichtiger als die
Kinder sind.
Nun meldet sich wieder Anton zu Wort, der über das Ganze nachgedacht hat. „Frau Theobald ich weiß schon, du hast uns doch die Jesusgeschichte erzählt. Da haben die Männer auch gedacht, sie wären die Wichtigsten und Jesus hat die Frauen und Kinder zu sich gerufen und gesagt, dass alle gleich wichtig sind und dass die Kinder auch wichtig sind.“ (Ich hatte die biblische Geschichte der Kindersegnung erzählt). Alle am Tisch stimmen Anton zu. Jeder ist gleich wichtig und deshalb muss jeder warten, bis er die
Schüssel gereicht bekommt. Auch Anton schafft es jetzt abzuwarten, bis er an der Reihe ist.

*Namen der Kinder geändert

Claudia Theobald
Frau Theobald ist Erzieherin und Qualitätsbeauftragte ihrer Kita. Sie ist auch Kita-Aktivistin und als solche Vorsitzende und Schriftführerin des Kitafachkräfteverband RLP.
Weitere Informationen zu Frau Theobald und dem Verband gibt es hier: https://kitafachkraefteverband-rlp.de/

Umsetzung des neuen KiTa-Gesetzes
Kita-Beirat: Zeitplan

Mit dem neuen KiTa-Gesetz wurde auch ein neues Gremium eingeführt: Der Kita-Beirat. Ab Dezember soll er zum ersten Mal tagen. Schon jetzt laufen in den Kitas die Vorbereitungen dafür.

Was ist der Kita-Beirat überhaupt?

Der Kita-Beirat ist eine Verantwortungsgemeinschaft. Hier bekommen neben Träger, Leitung und Elternausschuss auch die pädagogischen Fachkräfte eine eigene Stimme. Einbringen und Berücksichtigen der Kinderperspektive sind verbindlich vorgeschrieben. Jede einzelne Kita soll nicht nur für, sondern MIT allen Kita-Akteuren entwickelt werden. Verantwortungsträger sollten nicht vor bereits entwickelte Konzepte „gestellt“ werden, sondern aktiv an der Entwicklung beteiligt sein. Dazu bedarf es eines Ortes der Beratung
und des Diskurses. Einen Ort der Konsenssuche. Unterschiedliche Interessenlagen, Konflikte und Diskussionsbedarfe gehören hier natürlicherweise dazu.
Bereits bestehende Strukturen, wie die Teamsitzungen des Fachpersonals oder der Elternausschuss, sind u.a. wichtig, um die Sitzungen des Beirates vorzubereiten und die Beschlüsse im Nachgang umzusetzen und zu evaluieren. Natürlich werden in diesen Strukturen auch weiterhin Themen bearbeitet, die unabhängig vom Beirat sind.

Der Kita-Beirat ist ein Ort gelebter Partizipation.

Es gibt einen Zeitplan

Bevor im Dezember die erste Sitzung des Kita-Beirates stattfinden kann, fällt in jeder Kita noch einiges an Vorbereitungen an. In der Handreichung zum Kita-Beirat wird daher ein beispielhafter Zeitplan vorgestellt.

Ab Juli 2021:
– Anpassung der Kita-Konzeption an § 7 KiTaG,
– die Rolle der FaKiP vorbereiten,
– Infoschreiben für die Eltern & Fachkräfte verfassen.

August – November 2021:
– Infotreffen für den Elternausschuss & die pädagogischen Fachkräfte organisieren,
– Treffen der Vertretungsgruppen & Entsendung der Mitglieder in den Kita-Beirat.

Ab Dezember 2021:
– Organisation der 1. Kita-Beiratssitzung,
– Reflexion & Evaluation

Weitere Details zum Zeitplan finden Sie in der Handreichung Kita-Beirat (Seite 16).

Den Beirat mit Leben füllen

Ob das neue Gremium für die einzelne Kita Sinn macht – oder nicht – hängt davon ab, wie die Kita-Akteure vor Ort mit dieser Chance umgehen. Eine kooperative Haltung aller Beteiligten kann hier (weiter-)entwickelt werden, um gemeinsam die besten Voraussetzungen für unsere Kinder zu schaffen.
Die Kita soll als Ganzes in den Blick genommen werden. Strukturelle Aspekte der Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsarbeit sollen weiterentwickelt werden. Ein reines Abarbeiten der Pflichttermine mit Kampfabstimmungen würde dem Geist des Beirates natürlich den Gar ausmachen.

Wie laufen die Vorbereitungen für den Kita-Beirat in Ihrer Kita ab?
Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Fragen mit uns unter: kontakt@kea-rhk.de

Neues aus der KiTa-Landschaft
Studie: Verletzendes Verhalten in Kitas

Eine Explorationsstudie zu Formen, Umgangsformen, Ursachen und Handlungserfordernissen aus der Perspektive der Fachkräfte.
Studierende kindheitspädagogischer Studiengänge der Hochschule Koblenz wurden zu ihren Erfahrungen in der Praxis befragt. Die Studie wurde im Juli 2021 veröffentlicht.

Interaktions- und Beziehungsgestaltung ist das „Kerngeschäft“ jeder Kita-Fachkraft. Das ist die Basis für alle Angebote, darum geht es jeden Tag. Sie erfordert einen feinfühligen Umgang mit den Kindern und ihren Familien. Die meisten Eltern vertrauen darauf, dass dieser Anspruch selbstverständlich so umgesetzt wird. Aber immer mehr Fachkräfte schlagen Alarm:
Die derzeitige Personalsituation in deutschen Kindertageseinrichtungen ist äußerst
besorgniserregend.
“ heißt es in Kapitel 1 der Studie. Es geht um einen Mangel an gut ausgebildetem Personal, die Fachkraft-Kind-Relation und um die vielfältige gesundheitliche Belastung von Fachkräften in den Kitas (ganz unabhängig von Corona).
Die Teilnehmer*innen der Studie berichteten eindrücklich von einer großen Bandbreite verletzender Verhaltensweisen, die oftmals sehr subtil und kaum merkbar begönnen, die sich aber soweit steigern könnten, dass Kindern Angst gemacht und ihr Wille und ihre Würde gebrochen würden.

Die aktuellen Arbeitsbedingungen für die Fachkräfte in den Kitas erschweren zunehmend einen feinfühligen Umgang mit Kindern und begünstigen verletzendes Verhalten.

In der Studie werden vier Fragenkomplexe beleuchtet:
– Welche Formen des verletzenden Verhaltens werden in Kindertageseinrichtungen von den pädagogischen Fachkräften beobachtet oder womöglich sogar selbst ausgeübt?
– Wie gehen Fachkräfte damit um, wenn sie verletzende Verhaltensweisen befürchten, beobachten oder sogar selbst ausüben?
– Welches sind, nach Meinung der Fachkräfte, mögliche Ursachen für verletzendes Verhalten?
– Welche Formen der Unterstützung wären in den Augen der Fachkräfte hilfreich, um verletzende Verhaltensweisen verhindern zu können?

Formen von verletzendem Verhalten

In der Studie werden Mikrogewalt, Makrogewalt und Spiralgewalt voneinander
unterschieden.

Mikrogewalt ist die häufigste Form der Gewalt. Das sind eher unterschwellige Übergriffe,
die verbal vorführen, beschämen und diskriminieren. Es geht dabei auch um Unterlassung.
Diese Form der Gewalt ist gesellschaftlich oft anerkannt und wird daher verharmlost.

Makrogewalt ist deutlich nach außen sichtbar. Sie dient sehr oft der „Herstellung von Ordnung“ bzw. dem „Einhalten von Regeln“. Sie zeigt sich als Kampf und Machtdemonstration, insbesondere in Situationen, die die Grundbedürfnisse der Kinder betreffen, z.B. in der Essenssituation.

Spiralgewalt meint die Eskalation von Mikro- zu Makrogewalt. Im Gegensatz zur reinen Makrogewalt geht es hier zunächst nicht um das Ausleben von Macht. Am Beginn steht eher eine Hilflosigkeit der Fachkraft, die irgendwann die Frustrationstoleranzschwelle überschreitet.

Das Thema Kinderrechte in der Kita und Adultismus beschäftigt den KEA RHK immer wieder. Wir bilden uns gezielt in diesem Bereich weiter, um den gesteigerten Rückmeldungen diesbezüglich professionell begegnen zu können.

Einen Artikel zur Studie finden Sie hier: Studie über verletzendes Verhalten in
Kindertagesstätten – Die Fachseite für Erzieher/innen

Kaufen können Sie die Studie hier: Verletzendes Verhalten in Kitas

Umgang der Fachkräfte mit verletzendem Verhalten

In der Studie wurden fünf Verhaltensweisen der Fachkräfte benannt.

Drei Affen
Bei verletzendem Verhalten wird weggesehen, weggehört und geschwiegen.

Forcieren und Bestätigen
Verletzendes Verhalten wird unterstützt und für richtig gehalten.

Zeitnahe Ansprache
Hier geht es um „das mutige, verantwortungsvolle und selbstbewusste Handeln einzelner Fachkräfte, die als Einzelkämpfer*innen verletzendes Verhalten beobachten, reflektieren und ansprechen, um Kinder zu schützen.“

Aufarbeitung im Team
Intensivere Auseinandersetzung mit verletzenden Verhaltensweisen, die ggf. in weitere Konsequenzen münden.

Eigene Wege
Alleiniges Handeln einzelner Fachkräfte, z.B. Dokumentation der Vorfälle oder Kündigung.

Mögliche Ursachen für verletzendes Verhalten

In der Studie wurden sechs mögliche Ursachen herausgearbeitet.

Sie kennt es nicht anders
Mangelnde Biographiearbeit und geringe Frustrationstoleranz.

Der fehlt es an …
Fachliche Defizite und mangelndes Einfühlungsvermögen.

Machtverhältnisse für sich nutzen
Adultismus, sich das Recht zur Machtausübung nehmen und das als richtig erachten.

Immer die Gleichen
Es sind immer die gleichen Fachkräfte, die verletzendes Verhalten ausüben, Kinder
die betroffen sind, Fachkräfte die nichts dagegen tun.

Durch den ganzen Stress
Prekäre Arbeitsbedingungen der Fachkräfte.

Aufbewahrungsanstalt
Umfasst mangelnde Qualität der Leitung, des Teams oder der Rahmenbedingungen.

Handlungserfordernisse, um verletzende Verhaltensweisen zu verhindern

In der Studie wurden vier Kategorien für Formen der Unterstützung genannt.

Kultur der gegenseitigen Rückmeldung und Unterstützung
Die Kolleg*innen sollen durch die Ansprache gestoppt, aber nicht beschämt werden.

Wege der Entlastung
Supervision, mehr Personal, kleinere Gruppen, Organisationsentwicklung, Entwicklung von Schutzkonzepten usw.

Kinder stärken
Umsetzung der Kinderrechte, Beschwerdestelle, Partizipation usw.

Bildung
Üben von Selbstreflexion als Teil der Ausbildung und als kontinuierliche Weiterschulung.

„Uns haben die Schilderungen der Befragten selbst sehr betroffen gemacht. Dieser Diskurs über verletzendes Verhalten gegenüber Kindern wird wehtun und nicht einfach sein. Aber es gilt ihn zu führen, um Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.“ (Autorinnen der Studie)

Neues aus der KiTa-Landschaft
Die Bundestagswahl und die Kitas

Am 26.09.2021 sind Bundestagswahlen. Wahlen, die auch für die Kitas relevant sind. Die Bundeselternvertretung (BEVKi) ist schon seit Monaten aktiv, um sich bei den großen Parteien für das Thema Kita stark zu machen: Unter anderem wurden Wahlprüfsteine formuliert und eine Podiumsdiskussion mit Politiker*innen der Bundestagsfraktionen
veranstaltet (Wir haben in der Juli Ausgabe der KEA News davon berichtet).
Damit ist das Engagement der BEVKi aber noch nicht beendet.

8 Fragen der BEVKi an die Bundestags-Fraktionen

Die BEVKi hat konkrete Fragen zur Kita-Politik formuliert und an die Fraktionen im Bundestag versendet. Die Fraktionen sind: CDU/CSU, SPD, AfD, FDP, Linke und Grüne. Alle Parteien haben schriftlich geantwortet.

Die Fragen drehten sich um:

  1. das Bundesqualitätsgesetz,
  2. den Ausbau der Kitaplätze,
  3. Inklusion,
  4. Fachkräftemangel,
  5. Gebührenfreiheit,
  6. Gesunde Ernährung,
  7. Erziehungspartnerschaft,
  8. Wunsch- und Wahlrecht

Die vollständigen Fragen und die Antworten der Parteien finden Sie hier.

Was hat die Bundestagswahl mit meiner Kita zu tun?

Kitas sind Ländersache. Das geht aus Artikel 30 des Grundgesetzes hervor und bedeutet, dass die Bundesländer selbst für die Gesetzgebung zuständig sind. Das ist grundsätzlich eine gute Sache, weil so viel besser auf die Gegebenheiten und Bedarfe vor Ort eingegangen werden kann. Es heißt aber auch, dass die Kosten zunächst mal bei den Ländern liegen.
Trotzdem gibt es bereits jetzt bundeseinheitliche Vorgaben. So müssen sich alle Landesgesetze für die Kitas nach dem Sozialgesetzbuch 8 (SGB 8) des Bundes richten. Bundeseinheitlich sollten auch gewisse Qualitätsstandards geregelt werden und zwar inklusive einer verbindlichen Kostenbeteiligung des Bundes, so die Forderung zahlreicher Akteure der Kita-Landschaft. Der Bund soll demnach per Gesetz strukturelle Standards für die Kindertagesbetreuung festlegen, die länderübergreifend umgesetzt werden müssen. Nur so ist es möglich, dass nicht länger die Finanzkraft der Kommunen ein maßgeblicher Faktor für ein chancengerechtes Aufwachsen unserer Kinder ist.

Der Rahmen für jede einzelne Kita – Personalschlüssel, Qualitätsniveau der pädagogischen Fachkräfte, räumliche Voraussetzungen usw. – wird also auch durch die Bundespolitik beeinflusst. Für uns Eltern geht es dabei nicht mal primär darum welche Partei wir wählen, sondern darum, dass wir deutlich machen, dass dieses Thema für uns – als riesige Wählergruppe – wirklich relevant ist.
Das können wir tun, indem wir unsere Mitwirkungsrechte in der Kita-Welt kennen und aktiv nutzen.

Nur dann, wenn sich Eltern – öffentlich und zahlreich – für Kitas stark machen, wird dieses Thema wichtig genug werden, damit das notwendige Geld in die Hand genommen wird.

Informationen darüber welcher Optimierungsbedarf – aus Sicht der Fachkräfte, basierend auf offiziellen Empfehlungen und Expertisen – für unsere Kitas besteht, finden Sie hier.

Fachartikel unserer Netzwerkpartner
Kultur macht stark

Unter dem Dach Servicestelle Kulturelle Bildung Rheinland-Pfalz sind die Projekte

Service
  • Beratungsstelle „Kultur macht stark“,
  • KUNSTFÄHRE – Kulturagentur TUFA und
  • KUNSTJOLLE – Plattform für Frühkindliche Kulturelle Bildung“ vereinigt.

Diese Projekte möchten wir Ihnen im Rahmen einer Serie in den KEA News vorstellen. Teil I erschien in der Juli Ausgabe der KEA News.

Beratungsstelle „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung RLP“
Ein Beitrag der Servicestelle Kulturelle Bildung

Mit dem Programm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2013 bundesweit Maßnahmen Kultureller Bildung.

Mit der Förderung der Bildungsbündnisse verfolgt das BMBF vier Ziele:

  • Wesentlich ist die Eröffnung neuer Bildungschancen – vor allem für Kinder und Jugendliche, die in einer finanziellen, sozialen oder bildungsbezogenen Risikolage aufwachsen.
  • Zugleich sollen die Bündnisse die gesamtgesellschaftliche Verantwortung für die Zukunft junger Menschen aktivieren.
  • Eine tragfähige Vernetzung unterschiedlicher Bildungsakteur*innen auf lokaler Ebene, möglichst nah an den Kindern und Jugendlichen, zu fördern, ist ein weiteres Ziel.
  • Und nicht zuletzt geht es darum, Kulturelle Bildung in die Breite zu tragen – genau zu den Kindern, die bislang am weitesten von ihr entfernt sind.

Es gab bisher zwei Förderphasen – 2013 bis 2017 und 2018 bis 2022 – in denen mehr als eine Million Kinder und Jugendliche mit „Kultur macht stark“-Angeboten in Berührung kamen.

Ganz aktuell hat die Bundesregierung beschlossen, das sehr erfolgreiche Programm auch in einer dritten Förderphase zwischen 2023 und 2027 zu finanzieren.

Mit dem Start der zweiten Förderphase des Programms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ von 2018 bis 2022 wurde in Trier eine Beratungsstelle eingerichtet, die landesweit über Möglichkeiten und Modalitäten des Bundesprogramms informiert, berät und mobilisiert.

Wir möchten Sie in der Konzeption ihrer Projekte und in der Suche nach einer passenden Förderung unterstützen und begleiten.

Wir informieren und beraten verbandsübergreifend Kultureinrichtungen und Initiativen, Schulen, Kitas, Jugendzentren und andere Interessierte rund um das Programm „Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung“. Mehrmals im Jahr finden hierzu Infoveranstaltungen, Netzwerk- und Austauschtreffen in verschiedenen Einrichtungen in Rheinland-Pfalz oder auch digital statt.

Fachartikel unserer Netzwerkpartner
„Klanggarten – DIGITAL!“

Kulturelle Bildung in der Pandemie
Ein Beitrag der Servicestelle Kulturelle Bildung

Im Projekt „Klanggarten – DIGITAL!“ tauchten Kita-Kinder drei Monate lang gemeinsam mit dem SaRu-Percussion-Duo in die Welt der Percussion ein. Sie lernten professionelle Instrumente kennen, bauten eigene Instrumente, die sie mithilfe der Erzieher*innen in der Kita künstlerisch gestalteten, sie studierten Rhythmen ein, begaben sich auf Klangrecherche in ihrem Umfeld und setzten gemeinsam mit einer Tänzerin Klänge in Bewegung um.

Foto: SaRu-Percussion-Duo

Das Besondere an dem Projekt: Es fand zum großen Teil mithilfe digitaler Medien statt und konnte so in Zeiten stark eingeschränkter Möglichkeiten für die Kulturelle Bildung im Sommer 2020 ein hochwertiges Kulturprojekt mit Kita-Kindern stattfinden lassen. Finanziert wurde das Projekt durch den Bundesmusikverband Chor und Orchester e.V. im Rahmen des Bundesförderprogramms „Kultur macht stark“.

Das Programm sieht vor, dass sich zur Antragsstellung und Projektdurchführung mindestens drei Partner auf lokaler oder regionaler Ebene zu einem Bündnis zusammenschließen. Im Falle von „Klanggarten – DIGITAL!“ waren das die „KUNSTJOLLE – Plattform für Frühkindliche Kulturelle Bildung“ und zwei Kindertagesstätten in Trier-Süd.

Foto: SaRu-Percussion-Duo

Percussion bedeutet so viel wie „Schlagen“ oder „Takt“. Es geht hier um alle Instrumente, die geschlagen oder geschüttelt werden, um Geräusche zu erzeugen.

Weitere Informationen zum SaRu-Percussion-Duo gibt es hier: SaRu Percussion-Duo

Gefördert durch die Mittel aus „Kultur macht stark“ konzipierte und realisierte das durchführende Künstlerpaar in enger Absprache mit den Kitas und den Mitarbeiterinnen der KUNSTJOLLE acht Videotutorials, die kindgerecht und ästhetisch anspruchsvoll die Themen des Projektes vermittelten und die Kinder vor Ort zum kreativen Tun anregten.

Die eigentliche kreative und partizipative Tätigkeit fand also ganz analog und eng begleitet durch das KitaFachpersonal in den Einrichtungen statt. Dabei hatten die Erzieherinnen die zusätzliche Aufgabe, alle Arbeitsschritte des Projektes in Form von Bild- und Tonaufnahmen zu dokumentieren und das Material an die Künstlerinnen weiterzuleiten. Die Arbeitsergebnisse der Kinder konnten auf diesem Wege immer wieder in die nächsten Videos einfließen. Ergänzt wurde das Projekt durch eine Live-Videokonferenz der Kinder mit den Künstler*innen, in der sie gemeinsam Rhythmen ausprobierten und die entstandenen Selbstbau-Instrumente miteinander zum Klingen brachten. Den Abschluss bildete ein neuntes Video, das noch einmal alle Schritte des Projektes und insbesondere die Arbeitsergebnisse der Kinder abbildete.

Foto: SaRu-Percussion-Duo

Das Projekt „Klanggarten – DIGITAL!“, entstanden im Lockdown und motiviert durch das Bedürfnis, Kindern auch in schwierigen Zeiten hochwertige Angebote der Kulturellen Bildung machen zu können, hat sich so positiv entwickelt, dass es seine Gültigkeit auch über die Pandemie hinaus behalten hat und als Modellprojekt weiterhin mit Kitas durchgeführt wird.

Interessierte Einrichtungen können sich das Projekt in der Datenbank kubi#digital auf der Seite www.skubi.com ansehen und Kontakt mit der KUNSTJOLLE aufnehmen.

Eltern fragen den KEA

Wir freuen uns, dass sich inzwischen immer mehr Eltern und auch andere Kita-Akteure vertrauensvoll an den KEA wenden. Der Wunsch mehr über die Kita-Landschaft zu erfahren ist da. In dieser Kategorie/Rubrik beantworten wir Fragen, die uns häufig gestellt werden.

Rätsel um T

Das neue KiTa-Gesetz gibt uns allen neben den Chancen und Herausforderungen auch viele Rätsel auf. Die meisten Rätsel werden sich in einem gemeinsamen partizipativen Prozess in den Kitas vor Ort klären. So oder so. Aber eines begleitet und beschäftigt uns alle hartnäckig und das ist das Rätsel um T.

Das neue KiTa-Gesetz wird mit einem großen T geschrieben. Aber wieso ist das so? Muss jetzt jede Kita mit einem großen T geschrieben werden? Und was ist eigentlich mit dem „guten, alten“ Kindergarten?

Ja, es gibt mit Sicherheit bedeutsamere Fragen zu klären. Trotzdem bleibt diese – wie wir aus zahlreichen Rückfragen wissen – im Gedächtnis hängen. Wie ein Name der einem auf der Zunge liegt, aber partout nicht herauswill. Wir haben uns also auf Ursachenforschung begeben, um das Rätsel um T ein für alle Mal zu lösen.

„Kita“ war bisher stets die Abkürzung für Kindertagesstätte. Das neue Gesetz spricht nun aber von Kindertageseinrichtungen. Die Abkürzung Kita bleibt.

Je nach Alter der Kinder gibt (oder gab) es verschiedene allgemeine Erziehungs- und Bildungseinrichtungen.

Krippe: Kinder im U3-Alter

Kindergarten: vorwiegend Kinder im Ü3-Alter bis zum Schuleintritt

Hort: Tageseinrichtung für Schulkinde

Sie alle fielen unter den Begriff Kindertagesstätte (Kita).

Im KiTa-Gesetz kommen diese Begriffe nicht mehr vor. Sie werden alle unter Kindertageseinrichtung (Kita) zusammengefasst.

Die Kindertagesstätte – jetzt Kindertageseinrichtung – ist aber nicht die einzige Form der Betreuung, die wir für unsere Kinder wählen können. Die Kindertagespflege – auch unter dem Begriff „Tagesmütter“ oder „Tagesväter“ bekannt – wird immer wichtiger für die Betreuung unserer Kinder. Für die Abdeckung der Randzeiten, für die noch sehr kleinen Kinder und weil sie das große T beisteuert.

Kindertageseinrichtung + Tagespflege = Kindertagesbetreuung (KiTa)

Beispiele für KiTa:

  • KiTa-Gesetz
  • kreisweite KiTa-AG
  • KiTa-Akteure (wenn es auch um die Tagespflege geht)
  • KiTa-Bedarfsplanung

Beispiele für Kita:

  • Kita-Beirat
  • Eigenname der Kita
  • Kita-Konzeption
  • Kita-Sozialarbeit
  • Kita-Akteure (ohne Tagespflege)

Nachfragen ist ein Zeichen für Interesse. Wir freuen uns über alle Fragen von Eltern und anderen KiTa-Akteuren.